Seh ich weg, von dem Fleck …
Bei Anleihenquotierungen ist das wie beim Spiel „Hau den Maulwurf“. Sie wissen schon, der Kopf kommt aus dem Loch, man versucht mit dem Hammer draufzuhauen, aber er ist meist schon wieder weg.
Letztens hat meine Kollegin ein Hotelzimmer für eine Geschäftsreise online über eine Buchungsplattform ausgewählt. Der Preis für eine Nacht lag bei 153 Euro. Allerdings ist so ein Preis immer nur eine Indikation. Das läuft genauso wie bei quotierten Anleihenpreisen auf Bloomberg. Dort steht vielleicht 149–153 (in diesem Fall Prozent). Zwei Seiten, denn bei den Anleihen kann man – im Gegensatz zu Hotelzimmern – auch etwas verkaufen. Eine Größenordnung ist auch immer angegeben. Im Hotel gilt das Angebot für 1 Zimmer. Bei den Anleihen kann es zum Beispiel 1 Million Euro auf jeder Seite sein.
Will man dann tatsächlich handeln, gelten diese Preise nicht unbedingt. So geschehen beim konkreten Buchen des Hotelzimmers: „Leider, das Angebot gibt es nicht mehr. Die nächsthöhere Kategorie kostet 159 Euro.“ Eigentlich eh okay, schließlich bekommt man mehr für den geringfügig höheren Übernachtungspreis. Aber der Algorithmus hat uns ausgetrickst und schnell ein paar Prozent mehr rausgeholt, ohne dass wir es merken.
Prämie statt Kosten
Privatinvestorinnen sollten sich bewusst sein, wie hoch die tatsächlichen Transaktionskosten beim Kauf oder Verkauf einer Anleihe sind. Weil die endgültigen Preise oft anders sind als am Bildschirm angezeigt. Selbst wenn man mit Limit-Orders agiert, bekommt man erst den Zuschlag, wenn die Market Maker ebenfalls ihren Schnitt machen. Auch professionelle Anleger entkommen diesen zusätzlichen Kosten kaum – in der Fachsprache „Spread“ genannt. So nennt man den Unterschied zwischen Geld- und Briefkurs.
Deshalb ist das Gutmann-Anleihenteam seit vielen Jahren tief im Primärmarkt involviert – also bei den Neuemissionen von Anleihen. Jedes Jahr zeichnen wir hunderte neue Anleihen für unsere Anleihenfonds.
Warum ist das besonders vorteilhaft für unsere Kundinnen und Kunden? Der Spread wird bei Zeichnung vermieden und es fallen keine Transaktionsgebühren an. Zusätzlich holen wir uns die Neuemissionsprämie vom Emittenten der Anleihe. Was das ist? Da Unternehmen ihre Schulden unbedingt platzieren wollen, gibt es in den meisten Fällen besonders attraktive Renditen über dem Niveau des Sekundärmarktes.
Wer einen Anleihenfonds kauft, holt sich ein breites Spektrum an Wertpapieren ins Depot und zahlt dabei die Bewertungskurse der einzelnen Anleihen. Der täglich berechnete Kurs zählt dann, ganz im Gegensatz zum flüchtigen Maulwurfskopf.
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P.S.: Der Titel spielt auf eine Liedzeile an: „Seh‘ ich weg, von dem Fleck, ist der Überzieher weg“. Der Sänger Otto Reutter (1870-1931) verfasste das Couplet „Der Überzieher“ im Jahr 1925.
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