Investierende wählen die Einsamkeit
Frei aber einsam...
...war das Lebensmotto des österreichisch-ungarischen Geigers Joseph Joachim im Jahr 1853, als er in der Stadt Düsseldorf ein Stück von Robert Schumann uraufführte. Dies war Grund genug für die Herren Schumann, Johannes Brahms und Albrecht Dietrich (ein Schüler Schumanns) ein gemeinsames Musikstück für Joachim zu komponieren. Unter dem Motto F.A.E.-Sonate – ein Hinweis auf Joachims Lebensmotto – wurde ihm das Manuskript überreicht.
Die Gutmann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lauschten letztens bei der internen Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag der Bank, voller Vergnügen, einer Aufführung genau jenes Scherzos (Notensatz von Brahms). Gespielt hat dies kein Geringerer als der wunderbare Geiger Julian Rachlin, am Klavier begleitet von seiner Mutter Sophie Rachlin. Die Melodie, die er seiner Violine „ex Liebig“ (von Antonius Stradivari im Jahr 1704 gebaut) entlockte, zog uns alle verzaubert in seinen Bann.
Der Preis der Freiheit
Während die Musik spielte, wanderten meine Gedanken. Frei ist der Musiker, der seine Kunst dem geschätzten und zahlenden Publikum vorträgt. Aber auch einsam auf den Reisen zwischen den Auftritten und bei den unzähligen Stunden der repetitiven Übungen.
Brahms Scherzo trug mich davon und in mir reifte die Erkenntnis: Je höher der Freiheitsgrad, desto höher die Einsamkeit. Treffen wir nicht alle wirklich wichtigen Entscheidungen alleine? Wir tauschen uns aus, besprechen uns mit Familie, Partnern, Freundinnen oder Kollegen. Doch wenn die finale Entscheidung in unseren Händen liegt, ist der letzte Schritt ein einsamer. Das ist wohl der Preis der Freiheit.
Einsames Unterfangen
Als Investorinnen und Investoren sind wir frei in unseren Entscheidungen. Erfolg und Misserfolg hängen von der Qualität unserer Handlungen ab. Einen Beschluss trotz ungewisser und unbekannter Zukunft zu treffen, oftmals abweichend von der vorherrschenden Meinung, ist ein einsames Unterfangen.
Dem wohligen Gefühl der sozialisierten Entscheidung in der Gruppe, fehlt oft Kraft und Überzeugung. Verteilte Verantwortung führt dazu, dass sich niemand verantwortlich fühlt. Das „wir“ wird zum „die anderen“. Investierende wählen die Einsamkeit jedes Mal ganz bewusst.
Unabhängigkeit ist das Gebot
Als Chief Investment Officer bin ich letztverantwortlich für die Allokationsentscheidungen der Gutmann Vermögensverwaltung. Inklusive der Auswahl welche Investmentlösungen Ihnen, liebe Kundinnen und Kunden, angeboten werden.
Wichtig ist mir dabei, den Gutmann Teams uneingeschränkte Aktien- und Anleihenauswahl zu ermöglichen und auch unseren Portfoliomanagern freie Hand bei der Gestaltung ihrer Strategien – innerhalb vorgegebener Rahmenbedingungen – zu lassen.
Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter soll die Verantwortung für das große Ganze spüren. Manchmal ist das einsam. Doch denjenigen, die sich aktiv dafür entscheiden, ist die damit verbundene Freiheit und Unabhängigkeit wichtiger als der Schutz der Herde. „Ownership“ ist das Gebot der Stunde. Für uns, genauso wie für Sie.
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